6 Fragen an Dr. Michael Hoppe

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Dr. Michael Hoppe, Hamburger Unternehmer und Stiftungsgründer, erzählt in „6 Fragen an Dr. Michael Hoppe“ von seinen größten Learnings, seiner Vision für steps for children und welche Erfolgsmomente ihn noch heute begeistern.

Was ist der größte Unterschied zwischen deinen Jahren als erfolgreicher Unternehmer und der Arbeit als Vorstand in der eigenen Stiftung?

Als Unternehmer hatte ich eine 50+ Stundenwoche und eine sehr gute Bezahlung. Als Vorstand der Stiftung arbeite ich heute noch mehr, aber ohne Bezahlung, dafür aber sinnstiftender!

Als Unternehmer schaute ich am Jahresende auf die Bilanz, um zu sehen, welchen finanziellen Erfolg ich hatte. Heute schaue ich am Jahresende, welchen sozialen Erfolg wir hatten: wie viele Jugendliche konnten ihr Matrik (zu vergleichen mit dem deutschen Abitur) machen und stehen vor einem Studium, wie viele Schüler*innen konnten mit unserer Hilfe ihre Schulergebnisse verbessern, sind versetzt worden oder haben sogar Auszeichnungen bekommen. Wie vielen Familien ermöglichen wir ein Leben ohne bittere Armut. Wie vielen zusätzlichen Menschen konnten wir mit Nahrungsmitteln oder Mahlzeiten in unseren Suppenküchen in der heutigen sehr schwierigen Situation helfen. Wie viele Arbeitsplätze haben wir geschaffen, wie vielen Menschen konnten wir ihre Würde zurückgeben.

Es ist ein anderes Gefühl, in lachende Kinderaugen in unseren Projekten zu schauen als zufriedene Kunden zu haben!

Was war dein größter Erfolgsmoment?

Besonders begeistert haben mich die ersten Schutzengelkinder, die ihr Matrik bestanden haben in 2020 und danach angefangen haben, zu studieren. Dies ist ein bestärkender Nachweis, dass unser Schutzengelprogramm nachhaltig und erfolgreich ist und wir damit auf dem richtigen Wege sind, Kindern und Jugendlichen Chancen für eine selbstbestimmte Zukunft zu ermöglichen.

Ein aktueller Erfolgsmoment war auch, dass wir trotz der kritischen Krisensituation in Namibia alle Mitarbeiter*innen halten und weiter bezahlen konnten. Wir konnten außerdem die Ernährung unserer steps Kinder und Jugendlichen sicherstellen sowie zusätzlich alle Angehörigen mit Grundnahrungsmitteln und Mahlzeiten aus unseren Suppenküchen oder punktuell mit Essenspaketen versorgen.

Ein großer Erfolg unseres Schutzengelprogramms ist, dass weibliche Schutzengelkinder trotz Schwangerschaft, nach häuslicher Gewalt im Lockdown weiterhin zur Schule und in unsere Projekte kamen, anstatt „wie sonst üblich“ zu Hause zu bleiben und den Weg in dauerhafte Armut aufgrund fehlender Ausbildung zu gehen.

Und natürlich zeigen die vielen Auszeichnungen, dass unsere Arbeit gesehen und honoriert wird.

Was hat Dich während der Entwicklung von steps for children überrascht?

Als ich vor 15 Jahren mit der Stiftung und dem ersten Projekt angefangen hatte, ging ich davon aus, dass wir es bei dem einen Projekt belassen und langsam dort wachsen. Einerseits aber hat die Vision der Unabhängigkeit von Spenden so viele, auch größere, Spender*innen überzeugt, dass wir schnell Gelegenheit bekamen, über weitere Projekte nachzudenken. Zum anderen hatte es sich in Namibia schnell herumgesprochen, dass da “einer” ist, der viel für die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen unternimmt und es kamen aus allen Ecken des Landes Anfragen zu Kooperationen.
Nahezu alle leitenden Mitarbeiter*innen und Projektleiter*innen kamen von sich aus auf uns zu. Ich musste mich kaum darum bemühen.

Freudig überrascht hat mich die Herzlichkeit und der eigene Antrieb der Menschen in Simbabwe. Als ich zum ersten Mal die Gemeinden besuchte, die wir in Zukunft eventuell unterstützen wollten, gab es schon viel Gesang und Freude. 

Bei meinem nächsten Besuch nach dem Beginn der Zusammenarbeit begrüßten mich die Bewohner*innen mit Tanz, Gesang, lebenden Hühnern, Bananenstauden, Eiern und selbstgemachtem Honig. Ich kam mir vor wie ein Mitglied in einer großen Familie. Die Menschen “sprühten” vor Freude und Dankbarkeit. Die Teilnehmer*innen an den Projekten zeigten für mich ungewohnte eigene Aktivitäten, um die Projekte schneller und günstiger zu beenden – so wurden tausende von Ziegeln in einem selbst erstellten Ofen gebrannt, die Erde für die Fischteiche mit Hand und Schaufel ausgehoben, die Plantagen für die Bananen per Hand vorbereitet etc.

Besonders die Konstanz von ganz vielen Spender*innen, die teilweise schon seit nahezu 16 Jahren dabei sind und immer finanzielle Unterstützung leisten. Es wurde eine große Community von Unterstützer*innen, die mit ganzem Herzen und nachhaltig helfen, viele Kooperationen mit Unternehmen bestehen seit über zehn Jahren.

Welche kritischen Momente gab es, wenn du an die letzten 16 Jahre steps denkst?

Wir hatten vor 14 Jahren 1.640 Olivenbäume gepflanzt mit der Aussicht, dass wir nach Wachstum und Ernte/Verarbeitung und Verkauf der Oliven in dem steps Projekt Okakarara unabhängig werden von Spenden. Nach einem Fehler in der Anwendung von Dünger gingen über 80 % der Pflanzen ein – ich sah den Traum der Unabhängigkeit von Spenden geplatzt.

Im Zuge von Corona in Namibia verstarben einige Mitarbeiter*innen und die Einkommen aus den Gästehäusern waren nahezu null, die Mietwohnungen standen teilweise lange leer, da sich die Einkommenssituation der meisten Menschen in Namibia signifikant verschlechtert hatten. Es kam die Frage auf, wie wir diese Situationen meistern und überleben. An Lösungsstrategien arbeiten wir permanent.

Was war dein größtes Learning?

  • Dass trotz vieler Zeitverzögerungen und mühseligem Procedere viele Dinge dann doch letztendlich irgendwie erreicht werden. Häufig etwas anders als geplant, aber trotzdem werden sie erreicht.
  • Die Zusammenarbeit ist ein langer Lernprozess und hält noch immer an. Die Menschen und Mitarbeiter*innen, mit denen wir zu tun haben, leben in einer ganz anderen Kultur – nicht besser und nicht schlechter – und nur mit Verständnis und dem Eingehen auf diese Kultur können wir etwas erreichen. Zu versuchen, die eigene Sichtweise durchzusetzen, scheitert kläglich.
  • Auch wir können von unseren Kolleg*innen in Namibia und Simbabwe viel lernen: Mehr „im hier und jetzt“ leben und nicht immer an die (teilweise gar nicht eintretenden) Probleme von Morgen denken

Welche Vision hast Du für die Zukunft?

Vor allem möchte ich die Unabhängigkeit von Spenden durch ausreichende Erträgnisse aus den Einkommen generierenden Kleinunternehmen in den steps Projekten erreichen. Das ist mein größter Traum.

In Zukunft hoffe ich, dass noch mehr Schutzengelkinder ihr Matrik machen und mit unserer Unterstützung studieren oder eine andere Berufsausbildung absolvieren.

Ein weiterer Traum ist es, dass Schutzengelkinder, die nun mit einem Studium begonnen haben, nach ihrem Abschluss in die Projekte als Mitarbeiter*innen oder vielleicht sogar als Leiter*innen zurückkehren. Sie sind dann Beispiele für einen erfolgreichen Bildungsweg und sie können steps Kinder der neuen Generationen motivieren und ihnen Mut machen.

Auch das Einführen vom Mindesteinkommen für alle Mitarbeiter*innen bei steps for children ist ein Weg, den wir gehen möchten. Damit könnten wir eine Vorbildrolle für andere Projekte einnehmen und die Lebensverhältnisse grundlegend verbessern.

Irgendwann soll steps for children in Namibia vom Kindesalter bis hin zum Jobangebot alles aus einer Hand anbieten können.

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Der steps Song ist mit vielen steps Kindern in Gobabis mit der Sängerin Eva Keretic entstanden!

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